Rincewind an der Ostsee
Diesen Urlaub wollte ich nutzen, um mal wieder an die Ostsee zu fahren und dabei meine Taucherfähigkeiten etwas aufzufrischen. Also packte ich Zelt und Zubehör aufs Moped und Freitag 9.30 Uhr startete ich bei bestem Wetter. Eine Stunde brauchte ich nur um aus Berlin rauszukommen, aber als ich erstmal Heiligensee erreicht hatte, ging es wunderbar. Die Straßen wurden besser und leerer, die Sonne schien, kurz, ich fühlte mich wie Easy-Rider auf dem Moped. Das Schöne an so einer Tour der langsamen Art ist ja: da man die Autobahn nicht benutzen darf, sieht man mehr von der Landschaft und fährt so gemütlich dran vorbei, daß man auch wirklich was davon mitkriegt. Es zogen hübsche Häuser und interessante Kirchen an mir vorbei, auch ein paar Mühlen hab ich gesehen und viele grüne Felder, an deren Rändern Mohnblumen und Kornblumen wunderbar leuchteten.
Viele wunderliche Ortsnamen bekam ich zu Gesicht, z.B. Vehlefanz, Bärenklau, Hasenwinkel, Kuhbier und Benzin. Meine Nase kam unterwegs auch nicht zu kurz, in Berlin rieche ich meist nur, ob ich am Dönerstand oder Chinaimbiß vorbeifahre, oder was für ein Abgasstinker mein Vordermann ist, hier aber roch es nach gemähtem Gras, frisch geschlagenem Holz, in der Sonne reifendem Getreide, im Wald mitunter ganz stark nach Pilzen, naja und gelegentlich auch unangenehm nach Raps und Tier-Mastanlage. Späterhin wurde die Fahrt aber dann doch etwas anstrengender, die Abstände zwischen den Pausen immer kürzer, weil mein Hinterteil doch erheblich schmerzte, so eine Rollersitzbank ist ziemlich schlecht gepolstert. Nach Bützow begegneten mir oder überholten mich immer Polizeiwagen aus allen Teilen des Landes, sie lauerten auch auf Waldwegen, was für ein Aufwand wegen dieser G8-Konferenz, soviel Polizei seh ich sonst in Berlin das ganze Jahr nicht.
Aber 21 Uhr war ich endlich in Rerik auf dem Zeltplatz angelangt, schnell anmelden, Zelt aufbauen, einräumen und Luftmatratze aufpumpen.
Jetzt hatte ich aber großen Hunger und Durst! Also, auf zum Zeltplatzrestaurant. Oh weh, die hatten leider eben geschlossen. Zum Glück hatte ich Notkekse dabei, dazu gabs frisches Leitungswasser, was für ein tolles Abendessen.
Am nächsten Morgen habe ich mich dann auf der Tauchbasis Atlantis für ein Update angemeldet, da ich seit fast 2 Jahren nicht mehr tauchen war. Nach etlicher Theorie hieß es ab in die Pelle und ins Wasser. Selbiges war angenehme 17°C warm im Flachwasserbereich. Trotzdem war es sehr anstrengend für mich, zumal ich erstmal überhaupt nicht auf den Grund kam, sondern wie ein Korken oben trieb. Friedel, mein Tauchlehrer, war natürlich für alle Eventualitäten gerüstet und stopfte mir noch Ersatzblei ins Jacket, dann ging es besser, ich konnte an die Übungen gehen. Dabei war ich aber viel zu aufgeregt und zappelig und schnaufte vermutlich wie ein Walroß, dadurch hatte ich arg viel Luft verbraucht in kurzer Zeit. Außerdem fiel mir ständig der Atemregler aus dem Mund, der paßte irgendwie nicht so gut. Ich muß aber sagen, daß ich mich trotz dieser Schwierigkeiten bei meinem Tauchlehrer sehr gut und sicher aufgehoben fühlte, er strahlte Ruhe und Sicherheit aus und holte mich im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf den (Ostsee-) Boden zurück und ließ mir genügend Zeit ruhiger zu werden.
Danach schlenderte ich noch ein wenig über den Zeltplatz, dieser ist erfreulich ordentlich und sauber gehalten, recht ruhig und auch familienfreundlich, dieses Jahr wurde sogar ein Piratenschiff erbaut, welches die Kinderanimation beherbergt.
Sonnenuntergang
Später habe ich dem Ort Rerik noch einen Besuch abgestattet, schaute am Salzhaff vorbei und ging zur Seebrücke.
Am nächsten Tag war dann nochmal ein Landtauchgang mit 3,50m Tiefe (an den Mergelbänken) und verschiedene Übungen angesagt.
Durch einen anderen Atemregler hatte ich jetzt auch keine Probleme damit und konnte mich auf anderes konzentrieren. Natürlich kam auch die Beobachtung der Unterwasserwelt nicht zu kurz, es gab jede Menge Seesterne, natürlich Miesmuscheln ohne Ende, Unterwasserpflanzen, Fische (wenn auch nur sehr kleine), Krabben rissen seitwärts aus und mitten im Algengewuschel eine genauso grüne Seenadel.
Nachmittags machte ich meinen ersten Bootstauchgang, wir sahen ein Wrack in 9m Tiefe, welches erst dieses Jahr gesunken war, die Sturmvogel.
Diesmal kam ich gut runter, hatte 2kg Blei extra eingepackt. Die Sicht war sehr gut, das Schiff sah ganz schön zerborsten aus, man konnte aber noch wirklich viel erkennen, es war nur gut verstreut. Die Seesterne waren auch wieder zahlreich vertreten.
Alles in allem war dieser Tauchgang ein großer Genuß für mich, aber der Tag im ganzen sehr anstrengend, ich fiel abends nach dem reichlichen Abendessen total müde ins Bett und verschlief glatt den nächsten Vormittag.
Deshalb gabs nur noch einen Tauchgang zu den Gitterboxen. Diese wurden vor ca. 10 Jahren auf dem Meeresboden ausgesetzt, um künstliche Riffe zu simulieren und damit die Ansiedlung und Vermehrung verschiedener Meeresbewohner zu begünstigen. das ist auch bestens gelungen, z.B. gibt es dort sehr viele Krabben und die Anzahl der Seesterne ist inflationär, die hockten oft zu mehreren übereinander und waren in verschiedensten Farben und Größen zu sehen.
Etliche Schollen sind uns begegnet, Heilbutt und Aalmutter ebenfalls und jede Menge Kleinfischschwärme. Die Plattfische sind Meister der Tarnung, man sieht sie kaum auf dem Sandboden.
Nach der Rückkehr wollte ich mein Zusatzblei aus der Jackettasche nehmen, aber es war weg. Tja, es war ein Loch in der Tasche, da werde ich es wohl verloren haben. Später, als ich das ganze Gerödel in meine Kiste packte, traute ich meinen Augen kaum, da lag das Blei ganz unschuldig blinkend drin. Ich hatte es also gar nicht erst mitgenommen, es war schon beim Anziehen aus der Tasche gerutscht. Man sieht also, daß auch 2kg eingebildetes Blei beim Abtauchen behilflich sind. Beim nächsten Tauchgang ließ ich es wieder weg und siehe da, es funktionierte. Dieser letzte Tauchgang war nochmal zum Wrack, diesmal wollte ich viel länger unten bleiben und dadurch viel mehr davon sehen. Wir kamen auch gut runter zum Wrack , sahen den Motor und 2 Bullaugen und paar Trümmer. Dann hatte ein Taucher Probleme mit seinen Flossen, dadurch wurden wir vom Wrack abgetrieben und fanden es nicht wieder, schade.
Den Rest des Tages verbrachte ich am Strand in der Sonne.
Abends wurde das Boot immer mit dem Trecker hoch zur Basis gebracht.
Abends gab es dann ein letztes Mal frischen Räucherfisch, lecker. Zum Abschluß wieder einen schönen Sonnenuntergang, extra wie für mich gemacht.
Mittwoch früh hieß es dann alles zusammenpacken, Abschied nehmen und nach Hause zurückfahren. Das Wetter wurde auch schlechter, ich bin aber fast trocken nach Hause gekommen. Ich denke, nächstes Jahr wird es wieder solch einen Urlaub geben.
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